Streiflichter und merkwürdige Begebenheiten aus Veldens Geschichte

Hans-Claus Neubing

In der Registratur der Pfarrei Velden befand sich 1837 noch ein Quartbändchen, Reg.-Nr. 4, betitelt: „Varia notata digne, anno 1702.“ Darinnen notierten die Amtsinhaber bis in die zweite Hälfte des 19. Jh. verschiedene Begebenheiten, die sie des Aufzeichnens als wert befanden. Nachstehend werden ausgewählte Einträge im Originaltext wiedergegeben (kursiv gesetzt), was die Authentizität damals üblicher Formulierungen und Schreibweisen wiedergibt.

 

1605, am 7. September, eine halbe Stunde vor 3 Uhr gegen Tag, ist in des Hanns Elbels, Bürgermeisters Haus (vormals Hs. Nr. 33, Marktplatz 6) eine Feuersbrunst entstanden, dadurch anderes 14 Häuser um den Schwabenberg her in Brand gerathen, auch an der Stadtmauer anbei großer Schaden geschehen.

Anm: mehr hierzu siehe Veldener Häuserchronik, S. 49 und S. 660.

1608, am 15. Juni, entstand wieder eine Feuersbrunst allhier.

1609, dem 29. Juni, wurde der sogenannte Schlosser Görg gefänglich eingeführt. Causa (=Grund): hat den Almosenstock in der Kirche allhier diebisch aufgebrochen. Den 3. Juli hat er sich auf dem Thurm erstechen wollen, den 22. Juli wurde er wieder ledig (=frei) gelassen.

1609, im Dezember, eine Feuersbrunst in Grünreuth, ist ein Kind mit verbronnen.

1611, im August, wurde der Glockenstuhl aufgerichtet, auch ein Porkirche (=Empore) gebaut.

1614, im Februar, brannte zu Pfaffenhofen des Birzels Haus ab.

1616, am 21. Februar, wurde der Galgen gebaut.

1616, am 5. März, wurde des Bier=Heinzen Tochter allhier geköpft.

1627, 9. Mai, sind neben denen Städteln die obere und unter Mühle allhier samt der Mühle zu Güntersthal durch den Markgrafen Johann Georg abgebrannt worden. Causa: Er konnte unsers Stättlein sich nicht bemächtigen.

Anm.: Der Sturm auf Velden von 1627, ist ein besonders herausragendes Ereignis in der wechselvollen Geschichte der Stadt. Gegen eine große Übermacht von Soldaten der markgräflich-kaiserlichen Truppen verteidigten die Veldener unter der Führung des Veldener Pflegers Christoph Waldstromer erfolgreich ihre Stadt. Diese Ruhmestat verbreitete sich damals in ganz Deutschland und brachte den tapferen Ackerbürgern viel Lob ein. 1989, zur 1100-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung von Velden, wurde diese Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg als historisches Festspiel mit 40 Veldener Laienspielern im Schlosshof mit großem Erfolg aufgeführt.

1628, im April, hat Frau Catharina Heberin, eine geborne Rotherin, gewesene Hammermeisterin zu Dohs und Rothenbruck, allhiesigen Gotteshaus 50 fl. verschafft und legirt (=rechtlich bestimmt), daß von den Interessen (=Zinsen) eine Spende von Brod gebacken und jährlich denen Armen zu Rothenbruck und Velden am Catharinatag soll ausgetheilt werden.

1640, im Juli ist Jakob Voitels Sohn, Georg, vor dem Thor erschlagen worden.

1641, im September, haben die Mittwochspredigten ihren Anfang genommen.
M. Georgio Müllero, Pastore, M. Nicolao Zubero, Diacono

1645, im Dezember, ist Hanns Hopffgärtners, weiland Müller zu Harnbach Sohn Johannes, Mühlknecht auf der Neuensorg vom Mühlrad erstoßen worden.

1649 ist die Kirche innerlich renovirt worden. Die Unkosten hat sich beloffen auf 130 fl. Der Maler, welcher Peter Müller geheißen und gebürtig gewesen von Rothenburg ob der Tauber, hat 9 Wochen an der Passion Christi gemalet.

1653, am 15. Januar, wurden Johann Bitterlein, Burger und Weber in Velden, drei Söhne geboren und getaufet.

1653 ist mitten auf dem Rathhaus ein Glockengestell mit 2 Glöcklein aufgerichtet worden. Das Dächlein war mit überzinnten Blech beschlagen. Im gleichen Jahr kam eine Glocke auf den Stadtknechtsthurm; Inschrift: Mich. Lach. Neub., Nbg.1653

1659, im Juli, ist das Hirtenhaus zu Engenthal zu Nachts in Brand gerathen, und darinnen 3 Personen, als der Hirt samt seinem Weib und ein Dienstmägdlein, alle der päbstlichen Religion zugethan, theils erstickt, theils durch Feuer elendiglich umkommen und gestorben.

1660, im März, ist Georg Taubers, Untermüllers Töchterlein, Margaretha, ihres Alters 2 ½ Jahr, ertrunken.

1661 wurde in Hartenstein die catholische Lehr eingeführt und unsrer Pfarr entzogen, indeme ein eigener Pfarrer eingesetzt worden. In demselben Jahre wurde aus der Almosen= und Gotteshauskasse das Armenhaus in Velden um 95 fl. 28 kr. gebaut.

1665 wurde der Kirchhof gegen Morgen zu erweitert.

1666 im Juli, sind Hanns Grötsch, ein Metzgersknecht von 22 Jahren und ein Knabe aus Böhmen, 14 Jahre alt, miteinander in der Pegnitz bei der Güntershaler Mühl ertrunken. Der Knecht wollte den Knaben retten und ihm helfen, mußte aber samt ihm elendiglich ersaufen.

1670 ist eine neue Kirchendecke gemacht worden.

1671, am 3. September, wurde begraben Hr. Heinrich Sebald, Bürgermeister und Schneider allhier, dessen Stiftung jährlich am Heinrichstag ausgetheilt wird. Act. 58 Jahre, 13 Wochen, Stiftungskapital = 150 fl.

1688, am 10. August, als in der Laurenzi=Nacht, kam eine Feuersbrunst aus des sog. Kurzen Becken Haus (Besitzer Johann Georg Sörgel, Rathsfreund und Bäcker, vormals Hs.Nr. 12, Mühltorstr. 6) durch Verwahrlosung seiner Magd. Brannte von Grund aus ab und sind auf beiden Seiten noch vier Häuser in Brand gerathen, auch gegenüber die zwei Häuser bei dem Richterthurm allbereit angeflammet und angezündet, doch durch Gottes Güte und stark gethane Rettung erhalten worden; sonst wäre wohl der ganze Schwabenberg drauf gegangen.

1689 wurde der Kirchthurm gedeckt von hiesigen Maurern.

1691 wurde das erste Schulhaus erbauet und um die Herbstzeit bezogen von Hr. David Baldauff, Cantore. Das alte Haus worinnen ehedem die Cantores gewohnt und auf dem Schwabenberg stehet, hat Georg Fleischmann angehender Burger und Maurer erkaufet. Die Schul ist vor diesem in der unteren Stuben bei Hr. Stadtschreibern gehalten worden. Ist sowohl einem Stadtschreiber, als Cantori sonders beschwerlich gewesen.

Anm.: Der Beschluss der Stadtväter, ein eigenes Schulhaus zu erbauen, war vor 330 Jahren sehr fortschrittlich, denn damals bestanden auf dem Land recht bescheidene Schulverhältnisse. Mehr hierzu: siehe Veldener Häuserchronik, S. 180.

1694, im September, sind Georg Otto, Tagwerkers in Velden, 2 Töchterlein bei der oberen Mühl allhier ertrunken. Die größere Magdalena, 12 Jahre alt , hatte die kleine Catharina , ein halbes Jahr alt, getragen, über ein Brett gehen wollen, anbei vermutlich gewankelt, in das Wasser gefallen, daß sie elendiglich haben ersaufen müssen. Das kleine Kind wurde bald gefunden, das große 4 Wochen hernach, ungeachtet man mit großem Fleiß nachgesuchet hat.

Anm.: Die gesamte Einwohnerschaft hatte großen Anteil an dem tragischen Unglück der beiden Taglöhnertöchter genommen.

1695 wurde Hr. Stadtschreibers Kammer unter dem Dach, dem Stüblein gleich, erhöhet, Thüren und Fenster von neuem gemachet und das ganze Haus innen und außen renovirt.

1696 wurde gleicherweise in des Hr. Diaconi Haus die Kammer neben der Studierstuben also erhöhet und das ganze Haus renovirt.

1696 in der Herbstzeit ist die neue Sacristei erbauet worden und mit 60 fl. aus dem Gotteshaus. Dom. I. Adventus darauf wurde desselben zum erstenmal bedienet.

1696, den 16.September, brannte die Mühle samt der Säge zu Güntersthal ab.

1699, am 12 Juni, wurde mit unserer Kirchen Bau und Renovirung der Anfang gemachet und glücklich vollendet den 4. Novembris. Die Decke wurde erhöhet und gemalet; anstatt der alten Orgel ein ganz neues Orgelwerk herbeigeschafft (vom berühmten Hersbrucker Orgelbauer Elias Hösler gefertigt) und auf eine höhere ganz neue dazu gebaute Porkirche gesetzet; mit der anderen oberen Porkirche herausgefahren und der unteren gleich gesetzet; ingleichen ein kleines verdecktes Porkirchlein erbauet zum Besitz vornehmer fremder Personen, die dem Gottesdienst begehren beizuwohnen (=Patronatsloge im Chorraum, abgegangen).

Sacrilegium (=Religionsfrevel): Anbei ging ein Kirchenraub vor, da einer der schönsten Klingenbeutel, von Hr. Sebastian Hirschdörffern, Gerichtsschreibern zu Hilpoltstein, anno 1689 gestiftet, gestohlen sammt einem von Blei und Zinn und mit Safran übergilbten Kelch und auch den Kirchenschlüssel.

1699, im September, ist Hr. Christian Friedrich Rötter, Hr. Johann Jacob Rötters, Stadtschreiber allhier, Bruder als Apotheker hierher gekommen und hat unter dem Rathhaus eine officin (= Verkaufsstelle) angerichtet.

1699, den 22. Dezember (war der Neujahrstag des 1700 Christ=Jahres nach dem neuem Kalender) sind zween Landstreicher, die zu Kleinmeinfeld ein Schwein gestohlen und falsche Briefe geführt, allhier auf dem Pranger gestellt, hernach ausgestrichen (=ausgepeitscht) worden. Wurden dreimal um das Rathhaus geführt, dann zum Mühlthor hinaus um die Mauern herum bis zum Richterthurm.

P.S.: Der Beitrag wird in der nächsten Ausgabe der VBZ fortgesetzt