Bericht aus dem Bürgerladen Velden
Kleines Jubiläum - am 12. Juli 2019 fand die Eröffnung des frisch renovierten Bürgerladens statt.
Nun haben wir also schon ganze 5 Jahre überlebt. Wer hätte das gedacht? Den Dorfladen in Eckental gibt es z.B. schon nicht mehr, andere Läden in der Nachbarschaft kämpfen mit einem hohen Defizit: Da macht es die Mitarbeiter des Veldener Bürgerladens noch stolzer, dass er seit fünf Jahren besteht.
Doch auch die Veldener Bürgerinnen und Bürger können stolz ein, denn ohne seine treuen Kunden kann kein Laden überleben. Natürlich spielen auch die stillen Gesellschafter und die vielen Ehrenamtlichen eine große Rolle für die Überlebensfähigkeit unseres Bürgerladens. Supermarkt im Mini-Format so stand es zum Jubiläum in der Hersbrucker Zeitung. "Er fällt gar nicht so auf, obwohl er mitten am viel befahrenen Veldener Marktplatz liegt: der Bürgerladen Velden. Von außen wirkt er wie ein kleines Geschäft, doch drinnen sind Obst, Gemüse, Tiefkühlwaren, Süßes, Tee & Co., Nudeln, Schreibwaren, Produkte der Kühltheke, Zeitschriften, Lotto, Zigaretten und mehr geschickt im U verteilt."
„Es denken viele immer noch, dass wir nur regionale Produkte und begrenzte Auswahl haben“, weiß Michael Taubmann, „doch wir sind ein Vollsortimenter“. Das heißt: Von jedem Produkt gibt es die Ausführungen Marke, günstig und Bio, dazu Waren diverser regionaler Erzeuger. Das Problem daran: die Lagerfläche. „Wir müssen immer wieder die Sinnhaftigkeit von Produkten überprüfen, auch weil es viele Veränderungen bei Lieferanten und Kosten gibt.“ Das ist und bleibt ein ständiger Prozess. Eine gute Entwicklung.
Als die Vorbesitzer des Ladens im Herbst 2018 verkündeten, sie würden aufhören, gab es in Abstimmung mit Bürgermeister Herbert Seitz eine Infoveranstaltung in der Veldener Musikhalle. „Damals gab es den Dorfladen in Schönberg und die Vogelbeere des Münzinghofs war gerade am anlaufen“, erinnert sich Taubmann. Warum nicht auch so etwas für Velden, also einen Laden von Bürgern für Bürger? Die Idee zog, die Musikhalle war beim ersten Infotreffen proppenvoll: „Das hat mich echt überrascht“, gibt Taubmann zu. Ein Redner vom Dorfladennetzwerk, zu dem Velden nun auch gehört, „konnte die Leute für das Vorhaben entzünden“.
Es bildeten sich verschiedene Arbeitskreise, der Laden wurde renoviert, Budget- und Finanzierungsplan aufgestellt, Firmen fanden sich als Sponsoren und mittlerweile 170 stille Gesellschafter, die Anteile zwischen 300,- und 1000,- Euro zeichneten. Das war das Startkapital des Laden in Zukunft
„Die Anteile der stillen Gesellschafter waren der Beitrag, dass wir im Juli 2019 starten konnten, aber damit der Laden erhalten bleibt, müssen die Leute hier einkaufen“, betont Taubmann.
Die Herausforderungen für die Ehrenamtlichen, die Aktionen wie Christbaum- und Blumenverkäufe sowie Inventur, Angebots-Flyer-Verteilen („Das ist, dank unserer „Flyerflitzer“ die regelmäßige Erinnerung, dass es uns immer noch gibt“) und MHD-Checken stemmen, und die sechs „total engagierten“ Teilzeitkräfte werden immer vielfältiger.
Stichworte: Erhöhungen von Mindestbestellmengen, Dieselzuschlag, Preiskalkulationen, Energiekrise und Personalmangel. „Nach einem Wahnsinns-Start und einem Boom in Corona ist die Energiekrise absolut kontraproduktiv.“ Die Leute würden auf jeden Cent schauen - und dabei schiefe Vergleiche ziehen: „Man kann nicht ein regionales Bio-Geflügel mit einem Discounterprodukt vergleichen“, ärgert sich Taubmann. Zumal der Bürgerladen bei den Angeboten gar nicht so weit weg von den Supermarktpreisen sei: „Das müssen wir immer wieder in die Köpfe reinbekommen.“ Ein Problem sei die gewachsene Erwartungshaltung der Käufer, es müsse immer alles verfügbar sein. Das ist in Velden aber bewusst gar nicht gewollt: „Wir wollen keine Konkurrenz zu vorhandenen Geschäften sein.“ Es gehe darum, sich gegenseitig zu erhalten. Daher gibt es Backwaren und frische Wurst nur, wenn Bäcker und Metzger Urlaub oder Ruhetag haben, erläutert Taubmann. „Da nehmen Kunden dann auch was anderes mit.“ Vor allem, wenn sie entdecken: „Ihr habt ja alles.“ So wie die HIV-Leute, die „Hab ich vergessen“ im Supermarkt-Käufer. Neben denen und älteren Veldenern halten Durchfahrende, es kommen Schulkinder in der Pause für Eis und Süßes, Wohnmobil-Reisende und Kletterer, die vor allem Regionales schätzen: „Eigentlich ist alles an Kundschaft dabei und das ist schön“, freut sich Taubmann. Sie sorgen dafür, dass der Marktplatz belebt ist.
„Der Bürgerladen ist ein wichtiger Teil unserer noch sehr guten Infrastruktur“, lobt Bürgermeister Herbert Seitz. Damit das so bleibe, müssten die Bürger mit Einkaufen unterstützen. Denn noch steht keine schwarze Null: „Aber wir sind nah dran und im rosa Bereich“, scherzt Taubmann. Nach einem Plus von 2.900,- Euro 2021 folgte 2022 ein Minus von 3.618,- Euro. In anderen Läden kämpfe man da mit ganz anderen Defiziten, der Dorfladen in Eckental ist inzwischen zu, die Schönberger haben bei ihren Gesellschaftern nochmal um Geld gebeten.
Daher sagt Michael Taubmann nach fünf Jahren des Bestehens: „Wir sind stolz, dass wir das bislang so hinbekommen haben.“ Neben dem Einkauf kann der Bürgerladen durch ehrenamtliche Mitarbeit oder Zeichnen von Anteilen unterstützt werden.
Infos unter info(@)buergerladen-velden.de
Wichtige Termine
Am 11. Oktober 2024 um 19 Uhr findet im Gasthaus zur Wasserbrück'n die diesjährige Versammlung der stillen Gesellschafter statt. Dazu möchten wir jetzt schon alle stillen Gesellschafter herzlich einladen.
Am 14. Dezember 2024 findet unser traditioneller Christbaumverkauf am Marktplatz vor dem Bürgerladen statt.