Leißner reloaded

Michael Taubmann

Nach fast 30 Jahren wagt der Veldener Klaus Leißner sein Comeback im Stocksport-Weitschießen.

In einer „schweren pubertären Phase“ beendete Klaus Leißner seine Stocksport-Karriere. Doch als der TSV Velden 2023 sein 100-jähriges Jubiläum feierte, brachte ihn ein Weitschütze wieder auf den Geschmack.

Es war der Vater, der den jugendlichen Klaus Leißner damals zum Stocksport brachte, als er 14 Jahre alt war. „Mein Vater war damals sehr aktiv bei den Stockschützen und ich passte perfekt zu diesem Sport, genauer gesagt zur Disziplin des Weitschießens“. „Größe, eine entsprechende Körperstatur und Kraft sind dabei wichtig“, erklärt Leißner. Auch die Technik hatte er schnell drauf und stieß bis auf internationale Ebene vor. Aber dann gab er den Stocksport in einer „schweren pubertären Phase“ auf.

Bis zum 100-jährigen Jubiläum des TSV Velden im Herbst 2023. „Da hat mich mit Sandro Kordat, früher selbst mal Jugend-Europameister im Weitschießen gefragt, ob ich Interesse hätte, ihn zu unterstützen, damit wir zusammen trainieren könnten“ – auch wenn das Weitschießen bis auf ein paar Teamwettbewerbe ein Individualsport ist. Nachdem ihn in den vergangenen fast 30 Jahren nur der Kraftsport geblieben war, wollte Leißner es einfach mal wieder probieren und meinte dann zu Kordat: „Weißt was, das gefällt mir wieder.“ Als er den Stock, der sich über die Zeit kaum verändert habe, in die Hand genommen hat, sei das Gefühl wie früher gewesen. Und: „Ich habe echt nichts verlernt.“

Oder zumindest nicht viel, denn Technik und körperliche Voraussetzungen brauchten schon rund ein Jahr, bis sie wieder auf dem Niveau waren, das sich Leißner vorstellte. „Sandro und ich waren uns einig, dass, wenn wir es im Spielbetrieb machen, wir auch vorne mitschießen wollen.“ Seitdem heißt es vier Mal die Woche Training – zwei Mal Kraft, zwei Mal Schuss. So ging es im vergangenen Jahr bereits los mit der Teilnahme an rund zehn Ranglisten-Turnieren, die sich über ganz Bayern verteilen und bei denen Leißner konstant unter den Top Ten landete. „Leider hat sich Sandro verletzt und ich musste allein ran.“

Volle Konzentration (Fotos: Michael Taubmann)

Mit seiner Leistung qualifizierte sich der 47-Jährige prompt für die bayerischen Meisterschaften – und holte sich den Titel bei den über 40-jährigen. „Die Konkurrenz ist da nicht mehr so groß. Viele hören nach den Herren auf, weil dieser Sport geht auf die Knochen.“ In der Herrenklasse spielte sich Leißner unter anderem dank der fränkischen Meisterschaft von Stufe C bis A, „die höchste Liga in Bayern“, hoch. Mit Rang acht ergatterte der Veldener die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft. „Das war völlig überraschend.“

Kraft und Technik

Diese Euphorie trieb ihn an und ließ ihn die Strapazen vergessen. Denn: Ein Wettbewerb besteht aus fünf Versuchen, wobei der Weiteste zählt. „Tritt man über oder verlässt der Stock die Bahn, ist der Schuss ungültig.“ Und so eine Asphaltbahn ist bei 120 Meter Länge nur gut sechs Meter breit. Sein Rekord liegt auf Asphalt bei 104 Metern, während der Weltrekord auf Eis bei 566 Meter liegt. Aber: „Es kommt nicht auf die Zahl an, weil jede Bahn unterschiedlich schnell ist.“

Erfolg

Jedenfalls hatte Leißner beim Kombi-Termin aus bayerischer und deutscher Meisterschaft an einem Wochenende insgesamt fünf Wettbewerbe zu absolvieren, denn er schoss sich als einer der besten 18 Athleten aus Deutschland bis in die Endrunde der besten Sechs – und wurde Sechster. „Ich habe der Jugend den Vortritt gelassen“, sagt Leißner lachend. Die Meisten seien halb so alt gewesen wie er, daher sei er als Außenseiter gestartet und genau deswegen gab der Veldener auch noch einmal alles: „Ich hab innerlich gebrannt.“ Trotz der Glückshormone über den Erfolg und aus der körperlichen Belastung heraus sei er „am Ende tot“ gewesen.

Doch die Anstrengung ist längst vergessen. Leißner hat schon die nächsten Ziele im Blick - nämlich die Teilnahme am Europa-Cup im Sommer, dem „Pendant zur Europameisterschaft auf Eis“. Starten dürfen dort die besten sechs deutschen Weitschützen, die besten Vier zählen für die Teamwertung. „Das wäre ein Traum“, gibt der große, kraftvolle Mann zu. „Auf den Siegerfotos wäre ich schon gern drauf“, schmunzelt er.

Siegerehrung

Bei allem Ehrgeiz sind es der Ausgleich zum Büro und vor allem der Spaß, der ihn antreibt. „Es braucht Konzentration und dann muss man den Stock so schnell wie möglich rausschießen. Der Schuss selbst dauert dann nur ein paar Sekunden.“ Hier kann sich Klaus Leißner austoben, die Kraft rauslassen. Daher findet er den Weitensport gerade auch für Jugendliche geeignet. „Man sieht, was man leisten kann.“ Übrigens: wer Weitschießen mal live erleben möchte, kann am 30. März 2025 beim Frankenpokal in Velden auf dem Parkplatz der Eckart GmbH zuschauen oder es sogar selbst ausprobieren.

Wer Interesse an einem Probetraining hat, kann sich gerne beim Abteilungsleiter Stockschießen, Michael Taubmann, unter Tel. (0178) 9 40 04 99 melden.