Wo kommt unser Wasser her?

Claudia Schuller

Wasser ist Leben: Wie Velden damit versorgt wird und wo es herkommt - ein Blick unter die Erde, in Brunnen und Hochbehälter.

Wer macht sich schon in Ländern wie Deutschland Gedanken um das Wasser? Für viele Menschen kommt es einfach aus dem Hahn. Jedenfalls wird eine sichere, optimale Versorgung vorausgesetzt. Erst bei Fernreisen oder Besuchen in einsamen Hütten fällt so richtig auf, was es bedeutet, fließendes Wasser zur Verfügung zu haben, was Wasseraufbereitungsanlagen, Leitungssysteme und Pumpen leisten.

Selbstverständlich ist das nicht und auch gar nicht so alt. Bis ins 19. Jahrhundert holten die meisten Menschen in Deutschland ihren täglichen Bedarf noch aus dem nächsten Brunnen, aus Flüssen, Bächen oder Seen. Vorher waren Gesundheit und Sicherheit den „besseren Leuten“ vorbehalten. Schon seit dem 18. Jahrhundert verfügten Wohlhabende oder Hofbeamte in Städten wie Karlsruhe über fließendes Wasser. Hölzerne Maschinerien pumpten es aus Brunnen, dann lief es durch hölzerne und später eiserne Leitungen. Das änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts mit der Erkenntnis, wie gefährlich verunreinigtes Wasser ist und was für schlimme Krankheiten es verursachen kann. Der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch wies 1883 nach, dass der von ihm entdeckte Cholera-Erreger über das Trinkwasser verbreitet wurde. So ging es hierzulande los mit der kontrollierten hygienischen Trinkwasser-Versorgung.

Zuständig sind die Gemeinden, die Aufsicht, dass alles korrekt läuft, liegt bei den Bundesländern. Die generellen Wasser-Richtlinien erlässt zum großen Teil die Europäische Union. Ergebnis: Mehr als 99 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen, der Rest hat eigene Brunnen. Sie verbrauchen laut Umweltbundesamt täglich rund 126 Liter Wasser, womit Deutschland zu den sparsamsten Ländern Europas zählt. Grund sind sehr effiziente Kreisläufe mit geringen Verlusten, aber auch der im Vergleich hohe Preis.

Zweckverband garantiert Qualität, Veldensteiner Mulde liefert das Wasser

Blitzsauber: Pumpwerk zur Erhöhung des Wasserdrucks (Fotos: Zweckverband Riegelsteingruppe)

Und hier vor Ort? Tatsächlich gib es interessante, spannende Besonderheiten. Der Zweckverband zur Wasserversorgung der Riegelsteingruppe in Schnaittach-Hormersdorf kümmert sich um das kostbare Nass für die Ortsteile der Stadt Velden, also Gerhelm, Henneberg, Immendorf, Münzinghof, Pfaffenhofen, Raitenberg und Viehhofen. Zudem hat er Schnaittach mit fast allen Ortsteilen sowie Kirchensittenbach, Simmelsdorf, Betzenstein und Neuhaus mit jeweils einem oder mehreren Ortsteilen unter seiner Obhut. Das Wasser der Riegelsteingruppe zeichnet sich aus durch 17 bis 19 Grad deutsche Härte, was einem Härtebereich von 3, also hart, entspricht. Die Gemeinde Vorra verfügt über eine eigene Wasserversorgung, sie hat nämlich die Buchenbergquelle mit dem Härtegrad 9,6. Auch Hartenstein ist weitgehend unabhängig.

Das Veldener Wasser kam bis 1984 aus einer eigenen Quelle, aber die reichte nicht mehr aus. Heute spendet sie kein Trinkwasser mehr, sondern liefert einer Firma Kühlung. Was jetzt den Durst löscht und alles säubert, das stammt aus der Veldensteiner Mulde, die mit der Hollfelder Mulde das größte Trinkwasservorkommen Nordbayerns bildet. Unter Velden befindet sich in den unterirdischen Hohlräumen des Jurakarstes also ein gigantischer Trinkwasserstock, ein großer Schatz. Der Veldensteiner Forst ist eben nicht nur herrlich zum Wandern, sondern fällt auch durch eine spezielle geologische Struktur auf. Man kann sich die Veldensteiner Mulde als eine Art hydrologische Wanne vorstellen. Die Albhochfläche hat sich dort etwas gesenkt und mit sandigen Ablagerungen aus der Oberkreidezeit gefüllt. Bis in eine Tiefe von 200 Metern steckt der Karst voller Grundwasser. Er besteht aus durchlässigen, wasserlöslichen Gesteinen wie Kalk oder Gips. Wo diese an der Oberfläche lagerten, wurden sie durch Wind und Wetter langsam abgetragen und aufgelöst. Es entstanden jene wundersamen Kunstwerke der Natur, ungewöhnlich geformte Felsen und Höhlen, verwittert aus dem Boden ragende Reste. Wer hat nicht schon in andächtigem Staunen vor den Lochsteinen gestanden oder das Höhlensystem der Eislöcher bewundert. Künftig darf man dabei gerne auch an erfrischendes Wasser denken.

Unterirdisch: ein Schieberkreuz verzweigt die Trinkwasserleitung

Verlegung einer Trinkwasser-Fernleitung

Der Einfluss von Geologie und Klimawandel

Die immense Bedeutung des Fränkischen Karstes für die Versorgung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Vorrat langt sogar für Jahrzehnte, wie der Erlanger Geologe Dr. Alfons Baier erforscht hat. Das Karstgebiet der Veldensteiner Mulde umfasst rund 450 Millionen Kubikmeter Grundwasservorkommen, schätzt er. Das könnte - ohne jegliche Neubildung – genug sein, um zum Beispiel den Bedarf der Stadt Nürnberg für 13 Jahre zu decken, wie die Nürnberger Nachrichten schrieben. Fasst man die Karstwasser-Vorräte der Nördlichen Frankenalb zusammen, haben die Nürnberger sogar über 33 Jahre lang genug zu trinken.

Was Geologen wie Dr. Baier allerdings Sorgen bereitet, ist die Trockenheit in den vergangenen zehn Jahren. Wegen des außergewöhnlich warmen Wetters, also des Klimawandels, konnte sich weniger neues Grundwasser „nachwachsen“. Gerade im Winter gab es weniger Niederschläge, dabei sind die besonders wichtig, denn das Tiefengrundwasser bildet sich hauptsächlich durch Regen und Schnee. Sommergewitter dagegen werden von der blühenden Natur aufgesogen oder spülen nur die trockene Erdkruste weg, Überschwemmungen drohen.

Allerdings hat sich die Lage aktuell gebessert. „In den zwölf Monaten von November 2023 bis Oktober 2024 gab es in Bayern viele Niederschläge. Im Norden waren es 1.024 Liter pro Quadratmeter und im Süden 1.463. Das entspricht in Nordbayern rund 129 Prozent vom Mittelwert, im Süden rund 136 Prozent“, erklärt ein Sprecher des Bayerischen Umweltministeriums. „Rund fünf Prozent der oberflächennahen Messstellen melden niedrige Stände. Im Trockenjahr 2018 waren es rund 68 Prozent. Beim Tiefenwasser haben rund 28 Prozent der Messstellen niedrige Werte. Hier waren es 2018 rund 77 Prozent. Diese Entspannung ist eine gute Nachricht.“ Den Hintergrund erläutert das Ministerium so: Bayern ist insgesamt reich an Grundwasser, aber die Kostbarkeit ist nicht gleichmäßig verteilt. Während in Franken wegen der geringeren Niederschläge und wenig speicherfähiger Gesteine teilweise überregionales Wasser hinüber geleitet werden muss, gibt es in Südbayern wegen seiner Schotterflächen und den Becken im Alpenvorland keinen Mangel, zumal es dort auch mehr regnet.

Aus der Tiefe mit Intelligenz in den Wasserhahn

Zu der landschaftlich so malerischen Seite und den statistischen Aspekten kommt auch eine hochmoderne Technik, was das Wasser angeht. Veldens Bürgermeister Herbert Seitz, der seit 2019 auch Vorsitzender des Zweckverbandes ist, beschreibt, wie das läuft: „Pumpen fördern das Tiefengrundwasser aus zwei Brunnen, die etwa 130 Metern in die Erde hinab reichen. Dann landet es in Hochbehältern, wo es gespeichert wird“. 

Das System ist mit einer intelligenten Steuerung ausgerüstet, das heißt, mit digitalen Zählern, die messen, wie voll der Behälter ist. Sinkt der Pegel unter einen gewissen Stand, wird automatisch gemeldet: Achtung, ich brauche frisches Wasser oder ich verliere zu viel davon. Das wird zentral am Computer überwacht. So merken die Experten gleich, wenn es einen Wasserrohrbruch gab und wo das Leck in etwa ist. „Unsere Leute machen sich sogar nachts gleich auf die Suche, es wird bei einer Meldung rasch ein Team losgeschickt, das nach den Ursachen des Wasserverlustes fahndet“, beschreibt Seitz. So können Probleme erstaunlich schnell innerhalb weniger Stunden behoben werden, manchmal sogar, ohne dass die betroffenen Haushalte etwas davon merken. „Die Zusammenarbeit mit Handwerksfirmen ist hier wichtig, und die klappt bei uns sehr gut“, so Seitz.

Wenn man mit ihn spricht, merkt man, wie wichtig ihm das Thema ist. „Wasser ist unser Grundnahrungsmittel Nummer eins, darum liegt es mir sehr am Herzen. Ohne Essen kann man notfalls ein paar Tage auskommen, ohne Wasser aber nicht“, betont der Bürgermeister. Er sieht hier eine immense Verantwortung. Darum ist für ihn die Versorgungssicherheit das A und O und aus diesem Grund wurde in Velden auch schon vor über zehn Jahren kräftig investiert. Man schaffte ein Aggregat an, falls mal der Strom ausfallen sollte. Und wenn es wirklich zu Problemen kommt? Dann helfen sich die Zweckverbände der Riegelsteingruppe und der Betzensteingruppe gegenseitig aus, wie das unter guten Nachbarn eben üblich ist. Es wurden sogar extra vorbeugend Leitungen zum Austausch gebaut, damit niemand auf dem Trockenen sitzt. Dies unterstreicht die Bedeutung von Netzwerken und einer klugen Politik. „Grundlegende Ressourcen wie Wasser gehören in kommunale Hand. Eine Privatisierung dieses Gutes wäre verheerend, sie könnte zu Engpässen, schlechterer Qualität und höheren Preisen führen“, warnt Seitz.

Studie erfasst regionale Quellen

Weil Tiefenwasser geschont und möglichst wenig angezapft werden soll, spielen Quellen, die ja viel weiter oben liegen, eine wichtige Rolle. Denn hier versickert so mancher Liter ungenutzt. Und das kann man verbessern. Darum hat die bayerische Staatsregierung dazu aufgerufen, Quellen zu erfassen und zu kartieren, um sie effizienter einschätzen und verwenden zu können. Velden ist vorne mit dabei. Fünf regionale Wasserversorger, nämlich die Gruppen Riegelstein, Betzenstein, Jura / Pegnitz, HEWA (Hersbruck) und Kirchensittenbach, haben ein Konzept entwickelt. Sie wollen zum Teil ungenutzte Quellen einbinden. Andere können vielleicht effektiver eingesetzt werden - und wer weiß, womöglich entdeckt man sogar eine neue. Inzwischen ist man schon ein paar Schritte weiter: Die nötige Studie darf gemacht werden und hat vom bayerischen Umweltministerium eine Förderung von 140.000 Euro erhalten. So konnten ein Planungsbüro und ein Hydrologe beauftragt werden, die im Oktober mit der Analyse und Sondierung begannen. Mindestens ein Jahr lang werden sie daran wohl arbeiten, dann soll klar sein, welche Ressourcen nutzbar sind. Danach kann dann wieder Fördergeld für die nötigen Baumaßnahmen beantragt werden. „Das ganze ist ein Pilotprojekt für Nordbayern und läuft unter dem Titel 'Wasserversorgung 2025'“, fasst Seitz zusammen.

Geprüfte Qualität bringt Sicherheit

Die immense Bedeutung des Wassers liegt auf der Hand, besteht der menschliche Körper doch zu 50 bis 60 Prozent daraus. Doch wie wird die Qualität gesichert und überprüft? Generell ist sie in Deutschland durch die Trinkwasserverordnung geregelt. In ihr finden sich genaue Angaben zur Wasseraufbereitung sowie zu Grenzwerten für Inhaltsstoffe. Vor allem für gefährliche Substanzen wie Nitrat oder Chlorid existieren strenge Grenzwerte. Bewusst sind die Vorgaben härter als bei anderen Lebensmitteln. Somit ist Trinkwasser das am schärfsten kontrollierte Nahrungsmittel in Deutschland. Über 6000 Wasserversorger bürgen dafür, dass alles ok ist und niemand krank wird. Die deutschen Trinkwasserkontrollen gehören zu den konsequentesten weltweit. Sie garantieren Spitzenqualität. Weit über 99 Prozent des deutschen Trinkwassers sind ohne Beanstandungen, versichert das Umweltbundesamt. Natürlich wird auch in Velden regelmäßig beprobt, vom Hochbehälter bis zum Ende der Leitung, und alles im Labor ausgewertet. Die Hoheit über die speziell akkreditierten Prüflabore, die ihr Sigel darunter setzen dürfen, hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen. Die lokalen Ergebnisse im Einzelnen finden Interessierte auf http://riegelsteingruppe.de/unser-wasser/